Edition

Um die naturwissenschaftlichen, medizinischen und technischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz zu veröffentlichen, wurde eigens eine neue Reihe in der Leibniz-Edition gegründet. Die Notwendigkeit hierzu ergab sich aus Erkenntnissen und Erfahrungen, die im Zuge der Arbeiten an den Reihen III (mathematischer, naturwissenschaftlicher und technischer Briefwechsel) und VII (mathematische Schriften) gewonnen werden konnten. Für diese neu zu schaffende Reihe VIII wurde an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften eine eigene Arbeitsstelle eingerichtet. Die Leibniz-Edition Berlin nahm am 2. Januar 2001 ihre Arbeit auf und konnte dank der finanziellen Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und die VGH-Stiftung Hannover mit einer digitalen Arbeitsgrundlage ausgestattet werden. Hierzu zählen u.a. eine Online-Datenbank des Ritter-Katalogs, der gescannte Handschriftenbestand für Reihe VIII in verschiedenen Formaten und Auflösungen sowie mit Durchlichtscans (zur Erkennung von Wasserzeichen). So liegt seit den Anfängen der Berliner Arbeitsstelle derjenige Teil des handschriftlichen Nachlasses, der für die Reihe VIII vorgesehen ist, fast vollständig digitalisiert als Faksimile vor und kann auch online abgerufen werden.

Der erste Band der Reihe VIII ist im Dezember 2009 erschienen. Er enthält Leibniz' Schriften zur Nautik, Optik, Pneumatik und Technik, aus den Jahren 1668-1676. 

Am 7. November 2016 ist der zweite Band der Reihe im Druck erschienen. Der Band mit 820 Seiten (und XLVIII Seiten Vorwort und Einleitung) liefert auf 771 Seiten Editionstext 99 Stücke (davon 85 Erstveröffentlichungen) aus der Zeit von 1668 bis 1676 zu allen drei Teilbereichen der Reihe VIII. Die Stücke sind ganz überwiegend in Paris (1672‐1676) entstanden und ergänzen den ersten Band der Reihe. Neben Tabellen zahlreichen Rech­nungen und Zeichnungen enthält der Editionstext auch erstmals Faksimiles von Zeichnungen aus Leibniz‐Handschriften und zeitgenössischen Drucken.

Noch vor Beginn der Arbeiten an Band 3 ist es im Rahmen einer sogenannten Nachkatalogisierung gelungen, den in Reihe VIII zu edierenden Handschriftenbestand thematisch und quantitativ zu erfassen, so dass erstmals eine Reihenplanung erfolgen konnte.

Der dritte Band ist 2021 im Druck erschienen. Er gehört zum Teilbereich der naturwissenschaftlichen Schriften und bildet darin den ersten von fünf Bänden des Moduls „Mechanik“ (Bde 3 bis 7). Im Zuge der Gesamtplanung für dieses Modul wurden die Untermodule für Band VIII,3 abschließend festgelegt. Die Stücke behandeln die Themen: Akustik, Elastizität, Festigkeitslehre, Stoß. Die überwiegend lateinischen Texte werden größtenteils zum ersten Mal veröffentlicht und historisch-kritisch ediert. Fast alle stammen aus der Zeit nach dem Aufenthalt von Leibniz in Paris (1672-1676) und sind bis zu seinem letzten Lebensjahrzehnt entstanden. Die fortgesetzte Beschäftigung mit dem Stoß führte Leibniz bald nach seiner Rückkehr zu einer umfangreichen Untersuchung (1678). Daraus gewann er die Grundlage für seine Kräftelehre, die ihm erlaubte, weitere Aspekte des Stoßes zu erforschen. Eine ähnlich strukturierte Untersuchung (1680) erfolgte wenig später zur Akustik. Damit einher gingen Überlegungen zur Elastizität und Festigkeit, die nicht nur Phänomene der Akustik, sondern auch des Stoßes berührten. Die wenigen Texte, die Leibniz zu den Themen des Bandes selbst veröffentlichte, werden hier erstmals mit Blick auf die handschriftliche Überlieferung in ihrer Genese greifbar. Daneben dokumentieren die edierten Auszüge, Kommentare und Rezensionen, die Leibniz zu zeitgenössischen Veröffentlichungen anfertigte, seine Auseinandersetzung mit dem Wissen seiner Zeit.